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02763 Zittau
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Wenn Dilber Akcay an ihren Besuch vor ein paar Tagen in der Türkei denkt, muss sie noch immer mit den Tränen kämpfen. Vom 1. bis 5. Mai war sie mit Kerstin Nowak im Katastrophengebiet, das im Februar von mehreren heftigen Erdstößen erschüttert worden war. Die beiden Zittauerinnen vom Verein Vereinbarkeit von Beruf und Familien fördern in Ostsachsen (Vbff) hatten Spendengelder im Gepäck. Sie erlebten Freude, aber auch tiefe Trauer. Waren erschüttert und litten zusammen mit den Menschen, die zum großen Teil ihr Zuhause, ihr sämtliches Hab und Gut verloren hatten.
„Als wir die Bilder im Fernsehen sahen, waren wir wie vor den Kopf gestoßen“, erinnert sich Ilka Kerber, die den Vbff leitet und bei ihrer Arbeit regelmäßig auch mit Türken und Kurden zu tun hat. „Die Gebäude fielen ein wie Kartenhäuser. Unter den Schuttbergen lagen viele Tote. Die Bestürzung darüber hatten auch unsere Gäste im Gesicht. Sie dachten an ihre Verwandten in der alten Heimat. Gemeinsam haben wir überlegt, wie wir dort helfen können.“
Dilber Akcays Bruder hatte da schon die ersten Bekleidungstransporte auf den Weg gebracht. Sehmus Ceylan betreibt in Zittau den Picknick-Döner. Dankbar erinnert er sich an diese Zeit: „Die Kunden rannten uns regelrecht die Bude ein, wollten helfen.“ Textilien aber waren angesichts der Spendenflut bald nicht mehr gefragt. Deshalb verfolgten die beiden Geschwister zusammen mit dem Vbff eine andere Idee. „Das Beste war in dieser Situation, möglichst viel Geld zusammenzubekommen und damit den Leuten vor Ort zu helfen“, erzählt Ilka Kerber.
Eine verschworene Gemeinschaft, wenn es um Hilfe für die vom Erdbeben geschädigten Menschen in der Türkei geht: Dilber Akcay, Ilka Kerber, Ceylan Sehmus und Kerstin Nowak (von links).© Rafael Sampedro/foto-sampedro.de
So beliebt wie die Döner von Sehmus Ceylan, so gut kamen bei den Zittauern auch seine Spendenboxen an. Am Ende waren es 2.351,28 Euro. „Die mussten natürlich ins Katastrophengebiet, zu den Menschen. Wir wollten ihnen die Hilfe unbedingt persönlich überbringen“, so Kerstin Nowak. Nach mehreren Stunden Flug und einer recht beschwerlichen Autofahrt war Hatay erreicht – eine dicht besiedelte Provinz im Süden der Türkei. „Was wir dort erlebt haben, war noch viel eindringlicher als die Fernsehbilder.“
Vor allem schlimmer. „Die Realität vor Ort hat uns die Ausmaße des Erdbebens erstmal richtig bewusst gemacht. Das war so bedrückend – am ersten Tag konnten wir überhaupt nicht reden“, schildert Dilber Akcay ihre Empfindungen. Ihre Schwiegermutter und der Schwager nahmen die beiden Frauen aus Zittau herzlich auf. „Sie haben tagelang im Zelt oder im Auto geschlafen – aus Angst, ihr Haus könnte über ihnen zusammenbrechen.“ Zum Glück ist das nicht passiert, die Familie kehrte zurück. „Der Blick geht aber oft hinauf zu den Lampen. Wenn die ins Schwingen kommen, geht es sofort raus auf die Straße.“
Das Spendengeld aus Zittau hat vor allem Mütter mit Kindern, Alte und Kranke, aber auch ein Tierheim erreicht. „Menschen können sich verständigen, um Hilfe bitten. Tiere haben es da deutlich schwerer. Deshalb war für uns von vornherein klar, dass wir einen Teil des Betrages für Hundefutter verwenden würden“, erklärt Kerstin Nowak. Sie ist noch immer ganz berührt von der Herzlichkeit. „Den Leuten geht es richtig schlecht. Aber sie waren freundlich zu uns ohne Ende.“ Und dankbar, dass sie nicht vergessen wurden.
So haben die beiden Zittauerinnen sehr viele Eindrücke mit nach Hause gebracht. Dilber Akcay: „Bei einem Haus war die gesamte Front weggebrochen. Man konnte direkt in die Wohnungen sehen. Im zweiten oder dritten Stock stand in der Küche noch das Essen im Backofen. Als ob die Menschen dort nur mal kurz rausgegangen wären.“ Kerstin Nowak erinnert sich an eine andere Begebenheit: „Die Leute haben mir von einer jungen Frau erzählt. Als die Erde bebte, rannte sie mit ihrem kleinen Kind aus dem Haus. Sie hatte jedoch die Jacke für ihr Baby vergessen, ging nochmal los – und kam nie wieder zurück.“
Die Erlebnisse ihrer Reise haben die beiden Frauen viel gelehrt. „Ich sehe Migranten in Deutschland jetzt komplett anders, wenn sie aus solch katastrophalen Verhältnissen kommen. Ich habe die Herzensgüte erlebt, die trotz des Unglücks weiter in ihnen ist. Diese Wärme möchte ich die Menschen auch bei uns spüren lassen“, sagt Kerstin Nowak.
Ilka Kerber geht noch einen Schritt weiter. „Ich wünschte mir, viel mehr Deutsche würden solche Erfahrungen machen. Wir im Verein sind es gewohnt, mit Migranten zu arbeiten und auf sie einzugehen. Viel mehr Deutsche würden wahrscheinlich ihre Ressentiments aufgeben, wenn sie wüssten, welches Elend oft hinter den Lebensläufen vieler Flüchtlinge steckt“, so die Vorstandsvorsitzende des vbff.
Sächsische Zeitung, 10.05.2023
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Zittau ist eine Große Kreisstadt im Landkreis Görlitz. Sie liegt im äußersten Südosten Sachsens im Dreiländereck Deutschland-Polen-Tschechien. Die Sechsstadt ist nach der Kreisstadt Görlitz die zweitgrößte Stadt im Landkreis und die fünftgrößte der Oberlausitz.
Unser Verein ist in Zittau sozialen Bereich aktiv. Wir betreiben die Hoyerswerdaer Tafel, eine Suppenküche, eine Möbelwerkstatt, Beratungsstellen für Bürger, die sich im Behördendschungel nicht zurecht finden und Anträge stellen müssen, Freizeitangebote für Kinder, Jugendliche, Familien und Senioren. Migranten haben in unserem Verein eine Heimat und finden Ansprechpartner.
Unser Tätigkeitsschwerpunkt ist, dort zu helfen, wo aktive Hilfe notwendig ist. Ob bei dem Stellen von Anträgen, bei der Versorgung mit Lebensmitteln, beim Kennenlernen der neuen Heimat oder beim Finden von neuen berruflichen Perspektiven. Wir haben ein sehr großes Leistungsspektrum, das mit den Anforderungen, die die Gesellschaft an uns alle stellt, stetig gewachsen ist. Damit wir dieses große Spektrum anbieten können, arbeiten wir in mehreren Netzwerken vor Ort mit anderen Trägern sozialer Projekte und Institutionen zusammen.